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Die Alchemie der Visionen

Die Dämmerung senkte sich über das Land, und der Himmel färbte sich in tiefen Orange- und Purpurtönen, als du dich in deine Werkstatt zurückzogst. Der Raum war dunkel und roch nach getrockneten Kräutern, seltenen Wurzeln und allerlei geheimnisvollen Substanzen, die du in langen Stunden sorgfältig gesammelt hattest. Heute Nacht war besonders: Du hattest die Zutaten für einen alten, fast vergessenen Trank zusammengetragen, von dem es hieß, er könne die Schleier zwischen den Welten lüften. Man sprach von diesem Trank als einem Mittel, das sowohl Gefahr als auch Weisheit bringen konnte.

Dein Ziel war es, ein Heilmittel für die schweren Träume zu finden, die dich seit Wochen heimsuchten. Vielleicht, so hofftest du, würde der Trank dich Antworten lehren, die der Schlaf dir bisher verweigert hatte.

Die Flamme des kleinen Ofens flackerte, als du die letzten Zutaten in das Elixier tropfen ließest: eine Prise getrocknetes Einhornhaar, drei Tropfen Nachtschatten und ein Hauch des geheimnisvollen Langenmohns. Das Gebräu begann, in einem tiefen, samtigen Violett zu leuchten, und ein seltsamer, fast sphärischer Duft erfüllte den Raum. Du hobst die kleine Phiole an die Lippen und zögerst für einen Moment – doch dann überwältigte dich die Neugier, und du nahmst einen kleinen Schluck.

Die Flüssigkeit war kühl, beinahe bittersüß, und noch ehe du den Geschmack recht erfassen konntest, fiel dir das Gefäß aus der Hand. Du spürtest ein Ziehen in deinem Inneren, als würde dich eine unsichtbare Hand durch die Zeit und den Raum führen.

Mit einem Mal fandest du dich in einer anderen Welt wieder. Dunkle Wolken wirbelten um dich herum, und der Boden unter deinen Füßen schien aus Sand und Asche zu bestehen. Vor dir erschien eine Frau in einem wallenden Gewand, ihr Gesicht verborgen, aber die Stimme schien von der Ewigkeit selbst zu sprechen.

„Hör zu, Wanderer,“ sprach sie, „denn dein Weg ist nun verwoben mit dem Schicksal anderer. Eine Gefahr erwacht in den Tiefen der Welt, ein Schatten, den nur jene bezwingen können, die zusammenfinden.“

Du sahst Visionen von fremden Städten, von unbekannten Gesichtern, die alle auf einen Punkt zusteuerten, und eine Landschaft, die dir fremd und doch vertraut vorkam. Die Stimmen der Vision flüsterten von einem uralten Ritual, das nur durch das Zusammenfinden alter Seelen gelöst werden könnte – und du spürtest die Last dieser Botschaft tief in deinem Inneren.

Das leise Nachhallen der Worte in deinem Kopf ließen keinen Zweifel: Du hattest wirklich eine Vision erlebt, und deine Reise war längst begonnen.

Vielleicht wäre dies der Beweggrund deines Charakters, dem Ruf der Vision zu folgen und sich auf die Suche nach jenen Seelen zu machen, die ihm in der Vision erschienen sind.

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