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Traum II (Einmalig)

Mitten in der Nacht, in der undurchdringlichen Finsternis, brennen deine Augen vor Müdigkeit. Die Erschöpfung lastet wie ein bleierner Schleier auf dir, doch du kämpfst dagegen an. Nein! Ich werde nicht schlafen! versuchst du dir einzureden.

Doch die Dunkelheit ist unerbittlich. Sie kommt, wie eine Flut, die keine Widerrede duldet – allumfassend, alles verschlingend. Sie ist kalt, so kalt, dass jeder Atemzug wie Feuer in deiner Brust brennt. Die Kälte ist nicht nur um dich, sie ist in dir. Sie kriecht in jede Faser deines Seins, sickert tiefer und tiefer, bis du das Gefühl hast, von ihr ausgefüllt zu werden.

Stille. Nicht die erholsame Stille des Schlafes, sondern eine drückende, bedrohliche Leere. Sie schneidet sich durch die Nacht und legt sich wie ein unsichtbares Gewicht auf deine Kehle.

Dann hörst du sie. Die Stimme.

Die Worte hallen durch dich hindurch, wie ein Dolchstoß direkt in deine Seele. Sie zerren an dir, reißen an deinem Wesen, als wollten sie dich in Stücke brechen und alles, was du bist, auslöschen. Jede Silbe ist ein Angriff, der dir die Luft nimmt, jede Welle ihrer Verachtung drückt dich tiefer in den Boden.

Deine Kraft verlässt dich. Du sinkst auf die Knie, dein Körper schwer wie Stein. Ist das das Ende? fragst du dich, während die Kälte dich wie ein bleierner Mantel umhüllt. Ist dies der Moment, an dem alles endet?

Doch dann – ein Bruch. Der Schmerz, der dich fast zermalmte, löst sich plötzlich auf. Die unerbittliche Kälte weicht. Stattdessen strömt etwas anderes durch dich – Wärme. Sanft, wohlig, gnädig… liebevoll.

Ein Hauch, warm und tröstend, streift deine rechte Wange. Es fühlt sich an wie der erste Sonnenstrahl nach einer endlosen Nacht. Dein Atem beruhigt sich, und für einen Moment kehrt Frieden ein.

Langsam öffnest du die Augen, schwach und vorsichtig. Vor dir kniet eine Gestalt. Sie scheint die Dunkelheit um sich zurückzudrängen, wie ein Leuchtfeuer in der Finsternis. Ihr Haar trägt einen sanften, goldenen Schimmer, und ihre Augen – zwei goldene Flammen – treffen die deinen. In ihrem Blick liegt eine Güte, die die Kälte in dir vertreibt.

Dein ganzer Körper schreit nach der Wärme, die von ihr ausgeht. Du spürst, wie sie dich umhüllt, wie sie dir Leben und Trost zurückgibt.

Die Gestalt hebt die rechte Hand und deutet auf sich. Ihre Stimme ist sanft, aber voller Kraft, als sie spricht: „Shedir.“

Und dann – erwachst du.

Die Dunkelheit ist fort. Doch ihr Flüstern bleibt in deinem Geist zurück, wie ein Schatten in der Ferne.

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