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Traum VII (einmalig)

Die wohlige Wärme umhüllt dich, wie eine sanfte Decke aus Licht, die alle Sorgen fortwäscht. Du gleitest in den Traum, nicht in Dunkelheit, sondern in ein goldenes Leuchten, das dich sanft empfängt. Der Schmerz und die Kälte, die dich sonst erwarteten, sind verschwunden. Es ist, als hätte eine gütige Macht deine Seele mit Hoffnung durchtränkt.

Vor dir erscheint die Frau aus Licht – ihre roten Haare leuchten wie flüssiges Feuer, ihre goldenen Augen sind ein Versprechen von Schutz und Frieden. Sie lächelt dich an, ein Ausdruck tiefster Güte und unerschütterlicher Stärke. In der Wärme fühlst du dich sicher, geborgen, wie ein Kind in den Armen einer liebenden Mutter.

Neben ihr siehst du drei weitere Silhouetten, Formen aus Licht, vage und dennoch spürbar. Sie scheinen mit dir verbunden, doch ihr Wesen bleibt ein Geheimnis, verborgen hinter der leuchtenden Aura. Kein Gesicht, kein Merkmal offenbart sich, nur das Gefühl einer tiefen, gemeinsamen Geborgenheit.

Ein Kältehauch – so fremd in dieser Welt aus Licht, dass es dir den Atem raubt. Die Wärme beginnt zu flackern, das Licht zieht sich zurück, und ein Schatten legt sich über die goldene Gestalt. Sie wendet sich zu dir, ihre Augen voller Entschlossenheit. Doch auch sie scheint nicht unantastbar.

Die Worte dringen in dich ein, lautlos und doch unüberhörbar, wie ein schneidender Sturm:


Jede Silbe ist wie ein Dolch aus Eis, der tief in deine Seele schneidet.

Das Licht zerbricht wie Glas, zerschmettert unter einer unbarmherzigen, unsichtbaren Kraft. Die Dunkelheit stürzt über dich herein, schwer, unerbittlich, und mit ihr eine Welle des Schmerzes, die jede Vorstellungskraft übersteigt.

Es beginnt mit einem Brennen tief in deinem Inneren, als würde deine Essenz selbst verzehrt. Doch es ist nicht nur Schmerz. Es ist Verlust. Jede Verbindung, die du je gespürt hast – zu deinem Leben, zu deinem Sein, zu deinem Ich – wird gewaltsam zerrissen. Du fühlst, wie etwas in dir bricht, und jedes Mal, wenn ein Teil von dir schwindet, wird die Qual intensiver, schärfer, unausweichlich.

Die Dunkelheit spricht zu dir, nicht mit Worten, sondern mit reiner Verachtung, einem Hass, der alle Hoffnung auslöschen will.

Deine Gedanken verschwimmen. Wer bist du? Was bist du? Jede Erinnerung scheint zu verblassen, jede Facette deines Wesens wird ausgelöscht, als hätte sie nie existiert. Doch die Dunkelheit lässt dich nicht vergessen – sie zwingt dich, alles zu erleben, was du warst, nur um es dir zu entreißen.

Zeit verliert ihre Bedeutung. Jede Sekunde fühlt sich wie eine Ewigkeit an, jede Ewigkeit wie ein Universum des Leidens. Dein Schrei bleibt lautlos, verschluckt von der alles verzehrenden Schwärze.

Doch inmitten des Chaos spürst du plötzlich etwas. Ein Funke – schwach, fast ausgelöscht, doch unnachgiebig. Es ist keine Erlösung, keine Rettung. Es ist Widerstand.

Die Dunkelheit brüllt, ein Geräusch, das nicht gehört, sondern gefühlt wird, und es droht, dich endgültig zu verschlingen. Doch dann spürst du es: ein plötzliches Ziehen, ein Rückzug, als würde die Dunkelheit von dir weichen – doch dann geschieht es: Inmitten der unaufhörlichen Qual flackert eine Erinnerung auf – ein Abbild der Frau aus Licht. Ihre roten Haare, ihr sanftes Lächeln, ihre goldenen Augen, die dir einst Frieden versprachen. Es ist nur ein Augenblick, ein flüchtiges Bild, doch es reicht aus.

Ein kleiner Funke Licht entzündet sich in der Dunkelheit, schwach und zitternd, doch unerschütterlich. Er brennt sich durch die Schatten, schneidet durch die Kälte wie ein scharfer Strahl, und für einen Moment scheint die Dunkelheit zu zögern, zu wanken.

Das Licht flackert auf, nicht mehr als ein winziger Schein, aber es ist genug. Mit einem letzten, kurzen Aufleuchten reißt es dich aus der Dunkelheit, und du erwachst.

Du erwachst. Dein Körper zittert, dein Atem geht stoßweise, und deine Seele fühlt sich zerrissen, doch nicht verloren. Kalter Schweiß klebt an dir, und dein Geist ist schwer von der Erinnerung an das unvorstellbare Leiden.

Doch da ist etwas mehr. Ein Wissen, tief verankert: Du bist nicht allein. Es gibt andere, die diesen Schmerz teilen. Und irgendwo, jenseits des Schattens, existiert das Licht – verletzt, doch nicht gebrochen.

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